Wilm Sanders:
Rom und die Ostkirchen.
35 Schritte auf dem Weg ökumenischer Annäherung.
Ostfildern: Matthias Grünewald 2017.
120 S.
ca. 20 €
ISBN 978-3-7867-4009-4
Der langjährige Ökumenereferent der katholischen Erzdiözese Hamburg, Monsignore Wilm Sanders, hat eine Sammlung von 35 Texten zum Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu den Ostkirchen vorgelegt, wobei unter den Ostkirchen in diesem Fall fast ausschließlich die Orthodoxie zu verstehen ist. Anders als der Untertitel „35 Schritte auf dem Weg zur Ökumene” vermuten lässt, handelt es sich dabei aber nicht etwa um eine Art 35-Punkte-Programm, das Schritt für Schritt auf dem Weg zur Kircheneinheit abgegangen werden könnte. Wilm Sanders legt stattdessen in kleinen Kapiteln einzelne Aspekte im Verhältnis zwischen West und Ost vor, wobei das römische Papsttum und die das Papsttum grundlegende geschichtliche Entwicklung großen Raum einnimmt, ebenso bedeutende symbolische Handlungen römischer Päpste, von denen manche als Meilensteine auf dem Weg zur Kircheneinheit (z.B. der Verzicht auf die Tiara durch Paul VI.), andere als Rückschritte anzusehen sind (z.B. der Verzicht auf die Verwendung des Titels „Patriarch des Westens” durch Papst Benedikt XVI.). Auch manches liturgische Zeremoniell und seine nicht zu unterschätzende Bedeutung kommt zur Sprache, ebenso die Theologie des Bischofsamtes, Mariendogmen, Filioque, katholische Ostkirchen und vieles mehr. Jeden einzelnen Aspekt beleuchtet Sanders sehr pointiert und oft durch persönliche Erfahrungen und Wahrnehmungen angereichert.
Während sich in den Kapiteln manches inhaltlich wiederholt und dem Buch eine gliedernde Systematik fehlt, bietet alleine schon die kompakte Einführung (S. 11–13) einen hervorragenden Einblick in alles Entscheidende, was man zur spannungsreichen Geschichte zwischen „Rom” und „den Ostkirchen” wissen sollte. Der Autor nimmt die römische Seite in die Pflicht, ihre eigene geschichtliche Entwicklung und manche gewachsene Einseitigkeit kritisch zu reflektieren. Aus dem ganzen Buch spricht eine leidenschaftliche ökumenische Grundhaltung, in der der Autor – wie dies zur Ökumene gehört – die Finger vor allem in die durch die eigene Konfession und Tradition geschlagenen Wunden legt.
Wer mit dem Stand des ökumenischen Dialogs zwischen katholischer und orthodoxer Christenheit vertraut ist, wird in dem Buch vermutlich nichts Neues finden. Als pointiert geschriebene Einführung – noch dazu in sehr leicht lesbaren, prägnanten Einheiten – ist das Buch aber sehr gut geeignet. Und dass sogar ein eigenes Kapitel der Andreas-Petrus-Ikone gewidmet ist, sollte unbedingt erwähnt werden! (Liborius Olaf Lumma)