„Wo bist du Adam?“ – Ein bereits in mehr als 20 Ländern gezeigter Dokumentarfilm mit außergewöhnlichen Einblicken in das Leben der Mönche auf dem Hl. Berg Athos, im Rahmen einer Veranstaltung der Pro Oriente-Sektion Salzburg erstmals in Österreich vorgeführt. Produziert von Alexander Zaporoshchenko und Protodiakon Alexander Plyska, der den Film in Salzburg vorführte.
Das Publikum, das sich am 22. März 2023 auf Einladung der Pro Oriente Sektion Salzburg zahlreich und in Gegenwart des Hausherrn, Erzbischof Franz Lackner OFM, im Rupertussaal des Salzburger Bischofshauses eingefunden hat, wurde Zeuge einer höchst eindrucksvollen Filmvorführung über das Leben in der Mönchsrepublik Athos. Wie schon der Titel „Wo bist du Adam?“ anklingen lässt, steht nicht etwa eine bestimmte Handlung im Vordergrund oder eine Darstellung des Mönchtums auf dem Heiligen Berg Athos, sondern es geht um den Menschen, wie er vor Gott steht, der nach ihm sucht und fragt, und sich seiner Nacktheit und Unzulänglichkeit bewusst wird. Es sind Einblicke in das Leben der Mönche, wie sie oft unter Schwierigkeiten ihrer Arbeit nachgehen, in ihre Gebete vertieft sind, mit ihren Schwächen ringen und sich gegenseitig stützen. Man bekommt als Zuseher eine Ahnung von der Unbill der Natur, mit der die Menschen zu kämpfen haben, von ihren Schmerzen und ihrer Trauer, die sie in ihren schlichten Unterkünften begleiten, aber auch vom tiefen Ernst, mit dem sie in den prachtvollen Kirchen ihre Gebete verrichten, und der überbordenden Fröhlichkeit, mit der sie das Osterfest feiern.
Protodiakon Aleksandr Plyska, der für die Filmaufnahmen im Kloster Dochiariou an der Westküste des Athosmassivs verantwortlich zeichnete, führte persönlich mit seinem Dolmetscher aus dem Russischen, dem Vertreter des Vereins „Ost trifft West“, in den besonderen Charakter des Films ein und beantwortete auch Fragen aus dem Publikum. Die Aufnahmen entstanden im Zeitraum von vier Jahren, ohne Drehbuch und Autoren. Erste Kontakte mit Abt Gregorios (Zumis), der Hauptfigur im Film, gab es bereits vor zehn Jahren. Das Filmteam erhielt von ihm, unter dessen Leitung das dem Verfall nahe Kloster seit den 1970er-Jahren aufblühte, die Erlaubnis, mitleben und alles filmen zu dürfen, sollte dabei aber die Abläufe im Kloster nicht beeinträchtigen und die Mönche bei ihrer Tätigkeit nicht stören. Das Ziel war eine authentische Dokumentation mit Einblicken in den Alltag von Menschen, die sich ganz der Gnade Gottes ausliefern und lernen, mit der eigenen Unzulänglichkeit fertig zu werden. „Es gibt keinen Weg zum Himmel ohne die Bereitschaft, menschliche Missachtung hinzunehmen“, sagt der von den Beschwerden des Alters gezeichnete Abt des Klosters und macht so auf eindringliche Weise deutlich, dass alles, was über das Leben im Kloster zu sehen ist, vom mühevollen gemeinsamen Bau einer Stützmauer am Meer, die die Mönchsrepublik vor der Zivilisation abschirmt, bis zum Mönch, der sich um die Schar der Katzen kümmert, die das Areal von Schlangen und Ratten freihalten, von der Feier des Gottesdienstes mit den Ritualen und Gebeten bis zur Sorge um das leibliche Wohl der Mönche und Gäste, nur durch die Gnade Gottes vollbracht wird.
Erstaunen erregte bei den Zuhörern an diesem Abend besonders die Summe, die Abt Gregorios – er starb 2018 – im Rückblick auf sein nach außenhin so erfolgreiches und erfülltes Leben zog: Er bereue vieles, am meisten aber, dass er Priester und Abt wurde, weil mit diesem geistlichen Dienst eine schwer auf ihm lastende Verantwortung für die Sünden und Unzulänglichkeiten anderer verbunden war. Tag für Tag kommen ihm die Tränen, wenn er an das Kloster und die Mitbrüder denkt. Erzbischof Lackner in einem abschließenden Statement: „Das Einbekenntnis des Abtes ist eine heilsame Korrektur einer Vorstellungswelt, in der das Priestertum und kirchliche Ämter als erstrebenswert erscheinen, so als bestünde mit der Erbringung entsprechender Voraussetzungen gleichsam ein Rechtsanspruch darauf. Die mit diesem Amt verbundene Last der Verantwortung gerät so aus dem Blickfeld und damit auch das Wirken der Gnade Gottes, die den Menschen in Beschlag nimmt und ihm in der Berufung zum Priesteramt eine Last auferlegt, die zum Leidensweg werden kann.“
Gottfried Glaßner OSB