Marie Czernin:
Die Dreifaltigkeitsikone des Andrej Rublëv.
Be+Be Verlag Heiligenkreuz 2024.
215 Seiten, ISBN 978-3-90351807-0
Die Ikone vom Besuch der drei Männer bei Abraham und Sara (Gen 18) gewöhnlich Dreifaltigkeitsikone genannt des russischen Mönches Andrej Rublev gehört sicher zu den bedeutendsten Werken der Ikonenmalerei. Die Faszination, die sie auf den Betrachter ausübt, hat auch die Autorin dieses Buches erfasst; die Ikone begleitete sie ihr ganzes Leben. Hier stellt sie – ihre Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dar. Da diese eher uferlos ist, beschränkt sie sich auf die deutschsprachigen Studien, die im 20. Jh. zu dieser Ikone gemacht wurden und analysiert diese. Ausführlich beleuchtet wird dabei das weite historische, wie auch das soziologische und politische Umfeld, in dem die Ikone entstanden ist. Interessant ist dabei zu sehen, wie Wissenschaftler der Sowjetzeit sich bemüht haben, die Ikone in ihr weltanschauliches Koordinatensystem einzufügen, wie Historiker, Kunsthistoriker oder Theologen sich bemühen, ihrem Geheimnis nahezukommen, ohne dass ihnen dies jemals gänzlich gelungen ist. Die Analysen und die Zusammenschau, die der Autorin hier – noch dazu in einer nicht langweilig wirkenden Sprache, das sie für einem breit interessierten Leserkreis interessant macht – gelungen ist das Alleinstellungsmerkmal des Buches. Berührend ist auch der persönliche Bezug der Autorin zur Troika der immer wieder zu spüren ist und der wohl als Beispiel gelten darf für die Wirkung, die Ikonen (auch wenn es sich nicht um solche Meisterwerke handelt, wie bei denen von Rublev) auf Menschen machen. Nach den ausführlichen Darstellungen durch zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen hätte eine spirituelle Erschließung der Ikone dem Buch noch gut getan, denn immerhin handelt es sich hier – trotz aller Kunstfertigkeit – in erster Linie nicht um ein Kunstwerk, sondern um ein Glaubenszeugnis mit einer unendlichen Vielschichtigkeit und Tiefe. (Hanns Sauter)