Gottfried Glaßner OSB (Hg.):
In Zeit und Ewigkeit.
Melker Anekdotensammlung.
Melk: Stift Melk 2017.
277 S.
€ 24,90
ISBN 978-3-95038643-1
Klösterliches in Geschichten und Anekdoten
Leben, Auftrag und Einzigartigkeit eines Klosters drücken sich nicht nur in Bauwerken, Bibliotheken, Wirtschaftsbetrieben oder Seelsorgestunden aus. Seine individuelle Prägung geschieht durch die Vielfalt der Menschen, die darin wohnen, arbeiten oder ihm auf andere Weise verbunden sind. Diese Prägung schlägt sich nieder in Geschichten und Anekdoten. Stift Melk mit seinem vielfältigen Aufgabenbereich erweist sich hier als besondere Fundgrube. Auf fast 300 eng beschriebenen Seiten illustrieren, in 13 Kapitel geordnet, Geschichten und Anekdoten das Klosterleben auf ihre Weise. Am Beginn stehen Geschichten um die berühmte Stiftsbibliothek – herausgegriffen seien an dieser Stelle Ereignisse wie der Besuch des Schriftstellers Umberto Eco („der Name der Rose“), der Sensationsfund eines Fragments des Nibelungenliedes, oder die klosterinternen Aufarbeitung einer im Jänner 1734 in der Stiftskirche gehaltenen Skandalpredigt. Die weiteren gehen ein auf den Konvent, das Stiftsgymnasium und sein Schülerleben, auf die vom Stift betreuten Pfarren, auf das Stift als Wirtschaftsbetrieb und Ziel für den Tourismus. Manche Geschichten beziehen sich auch „nur“ auf die Kirche und das Mönchsleben im Allgemeinen. Zahlreiche Bleistift- und Tuschezeichnungen – hauptsächlich zu Protagonisten der Anekdoten – und viele weitere Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen lockern den Text auf. Klarerweise ist die Sammlung besonders interessant für alle, die dem Stift Melk verbunden sind. Sie mag aber auch als Zeugns dafür dienen, wie vielfältig und durchaus auch individuell-menschlich das Leben in einem Kloster ist, und welche Bedeutung es für sein Umfeld hat – schlicht und einfach dafür, was fehlen würde, wenn es „das Stift“ nicht gäbe. Eine hintergründige, vergnügliche, wenn auch manchmal etwas weitschweifig zu lesende Lektüre. (Hanns Sauter)