Erzpriester Alexandru Nan:
Heilige der deutschen Lande.
Auf den Spuren der orthodoxen Heiligen des Westens.
Edition Hagia Sophia Wachtendonk 2024.
218 Seiten, ISBN 978-3-96321191-1
Etwas verwirrend – zumindest für den nichtorthodoxen Leser – ist der Untertitel. Wer ist mit „orthodoxen Heiligen“ des Westens gemeint? Das Rätsel löst sich auf, denn der Autor, Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde „Geburt des Herrn“ in München, schreibt sein Buch für orthodoxe Leserinnen und Leser, die in die deutschsprachigen Länder eingewandert sind und meint damit Heilige, die vor der Kirchentrennung 1054 gelebt haben. Ihnen möchte er die Anfänge des Christentums in den Ländern, in denen sie nun wohnen, nahebringen und die Heiligen vorstellen, die dazu wichtig sind. Insofern ist es passend, zu Beginn in kurzen Kapiteln auf die Christianisierung der Schweiz, Deutschlands und Österreichs einzugehen, wenngleich er sich (unverständlicherweise) auf das heutige Westösterreich beschränkt. So populäre Gestalten wie Florian oder Hippolyt kommen in diesem Buch deshalb leider nicht vor. Bei den Biografien der Heiligen greift er stark auf Literatur orthodoxer, meist rumänischer Autoren zurück, sowie auf das gut eingeführte Synaxarion, das das Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers in Chanina (Kreta) erstellt hat, auf Lexikaartikel, Fachpublikationen und Internet-Beiträge. Weitere bibliografische Hinweise stehen am Ende eines jeden Kapitels. Quantitativ wie auch qualitativ sind sie recht unterschiedlich ausgefallen. So ist z. B. der Beitrag über Ulrich von Augsburg anschaulich-ausführlich, jener über Kilian von Würzburg eher dürftig. Interessant ist, wie viele orthodoxe Gemeinden der deutschsprachigen Länder sich dem Patronat von Heiligen jener ersten 1000 Jahre der Kirchengeschichte unterstellt haben. In seinem Vorwort zeigt Metropolit Serafim auf, inwiefern diese aktuelle Vorbilder bis heute sind. Die für die Festfeier dazu erstellten Troparien und Kondakien sind dankenswerterweise abgedruckt. Leider gibt es im gesamten Text immer wieder Stellen, die als sachlich unstimmig oder zumindest erklärungsbedürftig dem Lektorat hätten auffallen müssen – z. B. S. 30, wo es um die wechselnde konfessionelle Zugehörigkeit der Burgunder geht: „Ursprünglich arianisch wie die anderen germanischen Stämme, traten die Burgunder unter Sigismund, der sich 501 in Genf und 516 in Lyon zum König ausrufen ließ und zwischen 505 und 506 zum Katholizismus konvertierte, alle zur orthodoxen Religion über.“
Fazit: Das Anliegen des Buches ist erfreulich, denn es setzt einen wichtigen Schritt im Blick auf ein Kennenlernen der anderen Konfession und auf ihr Miteinander vor Ort. Aus diesem Grund sei an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht. Erwähnt soll sein, dass die Initiative dazu aus der rumänischen Kirche kommt und von der deutschen orthodoxen Bischofskonferenz mitgetragen wird. Im Blick auf die konkrete Ausführung bleibt einiges offen und/oder bearbeitungsfähig, was die Möglichkeiten eines einzelnen Autors, der zudem zahlreiche andere Aufgaben wahrnehmen muss, zweifellos überschreitet. Doch ist ein Anfang gemacht, den weiter zu verfolgen sich sicher lohnt. (Hanns Sauter)