Johannes Oeldemann:
Die Kirchen des christlichen Ostens.
Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Kirchen.
Topos premium 2016.
240 S.
18,45 € (A)
ISBN 978-3-83670020-7
Der Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn legt in den ersten drei Kapiteln einen sehr informativen Überblick über die Vielfalt östlicher Kirchen und ihrer Riten vor, ordnet sie konfessionskundlich ein, schildert ihre Geschichte und stellt ihre Gegenwart dar. (Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine und die damit zusammenhängenden innerorthodoxen Verwicklungen sind selbstverständlich nicht berücksichtigt!) Im Kapitel 4 „Glaube“ erläutert er die theologischen Wege und Merkmale der östlichen Christen, die auf den Christen des Westens einerseits faszinierend wirken, ihm aber auch manchmal als gestrig, auf alle Fälle aber als fremd, erscheinen. Eigens sei auf den Abschnitt „Soziales Engagement und Weltverantwortung“ aufmerksam gemacht, da diese Thematik zumindest in Gesamtdarstellungen der Orthodoxie, die für einen breiten Interessentenkreis gedacht sind und auch sonst in den Medien oft übersehen wird und daher kaum präsent ist. Dass in der Orthodoxie derzeit viel in Bewegung ist, zeigen auch die beiden letzten Kapitel, die das Panorthodoxe Konzil von 2016 sowie die Situation der östlichen Kirchen in der Ökumene behandeln. Eine Kleinigkeit, die die aber dem am ostkirchlichen Leben Interessierten zu Fragen veranlasst, soll angemerkt werden: S. 148ff. legt nahe, dass alle Gläubigen die stundenlangen Gottesdiensten – noch dazu stehend – mitfeiern. Ein Blick in die Gemeinden und auch auf die Weise, wie dort oft Gottesdienst gefeiert wird, zeigt ein anderes Bild als hier durchscheint. Bedauerlich ist, dass bei den Darstellungen der Kirchen nur Hinweise auf deren Präsenz in Deutschland zu finden sind, obwohl dem Text auf der letzten Umschlagseite zufolge der „deutschsprachige Raum“ dabei „besonders“ berücksichtig ist. Für Österreich ließen sich die Gemeinden der östlichen Kirchen mit Hilfe der Stiftung „Pro Oriente“ bzw. des „Andreas-Petrus-Werkes“ leicht recherchieren, für die Schweiz über das Büro der Catholica Unio in Luzern. Ein Verzeichnis von Anlaufstellen für Interessierte wie Ostkirchliche Institute, Gottesdienst-Zentren oder Internet-Präsenzen wäre zudem hilfreich bei einer Publikation, die durchaus als „Handbuch“ zu werten ist. (Hanns Sauter)