Martin Tamcke:
Achtsamkeit in jedem Atemzug.
Einführung in die Ostkirchliche Spiritualität.
2. Auflage Topos plus 2015.
124 S.
10,30 € (A)
ISBN 978-3-83670616-2
Aus den zahlreichen Formen orthodoxer Spiritualität greift der Autor jene drei heraus, die für den Menschen des Westens wohl am bekanntesten sind: die Ikonen, das Herzensgebet und die geistliche Begleitung durch den geistlichen Vater. Im Kapitel über die Ikonen geht es ihm besonders darum, die Ikonenverehrung als vielfältiges Beziehungsgeschehen herauszustellen, das bereits mit dem Schreiben einer Ikone zwischen Ikonographen und dem, was er darstellen möchte, beginnt, und sich dann beim Betrachter und Beter im privaten wie im gottesdienstlichen Gebet fortsetzt. Unter diesem Aspekt schildert T. auch das Werden der Ikonentheologie, das er mit einer Hinführung zur berühmten Dreifaltigkeitsikone von Andreas Rubljow abschließt. Das Kapitel über das Herzensgebet verfolgt dessen Entstehen bis in die Zeit der Wüstenväter, geht ausführlich auf die schriftlichen Zeugnisse, der Philokalie und den „Ausführlichen Erzählungen eines russischen Pilgers“ ein sowie auf die orthodoxen Auseinandersetzungen um die Göttlichkeit des Namens Jesu, bei dessen Anrufung es darum geht „was einen Christen zum Christen macht“: das Bekenntnis des Menschen zu Gott und das Bekenntnis Gottes zum Menschen. (S. 65) – Während diese beiden Kapitel eher mehr historisch-theoretische Erläuterungen und weniger spirituelle Andockmöglichkeiten für den Interessierten enthalten und auch etwas schwierig mit dem Titel des Buches „Achtsamkeit in jedem Atemzug“ in Verbindung zu bringen sind, verhält es sich mit dem dritten Kapitel „Geistliche Begleiter“ anders. Es zeichnet den Weg der geistlichen Begleitung – und auch das Selbstverständnis der geistlichen Väter, in Russland der Starzen, &Ndash; in der Orthodoxie von seinen Anfängen bei den frühen Wüstenmönche schlüssig und spannend geschrieben nach und macht ihn für den heutigen Leser interessant. Zudem geht es hier wirklich um Achtsamkeit – geistiger Wachheit – in jeder Hinsicht: sich selbst gegenüber, dem Mitmenschen, Gott, einer Gemeinschaft, der man angehört, den An- und Herausforderungen der Welt, in der wir leben. Vor allem dieses Kapitel wird einen breiten Interessentenkreis ansprechen. (Hanns Sauter)