Eberhard Troeger:
Kirche und Mission in Syrien im 19. und 20. Jahrhundert.
Brunnen Verlag Gießen 2020.
544 Seiten, IBSN 978-3-76559576-9
Syrien war einst Kernland des christlichen Glaubens. Durch den 2011 dort ausgebrochenen Bürgerkrieg ist dies wieder etwas mehr ins Bewusstsein des Westens gerückt, doch fehlt es weithin an Wissen über die Geschichte der christlichen Kirchen dort. Für das 19. und 20. Jh. hat sie in diesem mehr als 500 Seiten umfassenden Band Eberhard Troeger aus dem Blickwinkel und mit Schwerpunkt auf den evangelischen Missionen und Kirchen dokumentiert. Die Darstellung ihrer Geschichte, ihres Verständnisses von Mission und ihrer Arbeitsweisen sind Gegenstand des Teiles V, des umfangreichsten Teils des Buches. Hier begegnet dem Leser eine erstaunliche Vielfalt evangelischer Kirchen und Bewegungen, die mit viel Aufwand und großem Engagement tätig waren. Mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges (und aus anderen Gründen auch schon vorher) sind die meisten dieser Initiativen abgebrochen, so dass hier oft etwas festgehalten ist, was es gegenwärtig nicht mehr gibt und in der beschriebenen Form auch sicher nicht mehr geben kann. Die vier vorhergehenden Teile des Buches befassen sich mit der Gesellschaft und Politik im syrischen Raum des 19. und 20. Jhs. (Teil I), mit einem allgemeinen Überblick über die religiöse Situation (Teil II), den einzelnen orthodoxen Kirchen (Teil III) sowie der katholischen Kirche und deren Missionsarbeit (Teil IV). Der Teil VI schließt das Buch mit einigen grundsätzlichen Erwägungen zu Gegenwart und Zukunft des Christentums in Syrien ab und streift dabei auch ökumenische Aspekte. Der nicht evangelische/evangelikale Interessent (und sicher nicht nur dieser) erfährt in diesem Buch viel Neues, das mit einer bewundernswerten Genauigkeit festgehalten ist. Es tut jedoch weh, wenn – wie immer wieder, besonders aber im Teil V, durchscheint – die evangelische bzw. evangelikale Ausprägung des Christentums als dessen authentischste und lebendigste Form dargestellt wird und das einheimische Christentum eher negativ gezeichnet wird. Die Quellen, die Verf. dazu heranzieht, mögen das zwar hergeben, sind aber einseitig. Eine Prise Selbstkritik sowohl im Blick auf die Vergangenheit als auch auf eine bessere Zukunft aller Christen in Syrien stände hier gut an, mindert aber den dokumentarischen Wert dieser umfangreichen Darstellung nicht. (Hanns Sauter)