Die Anfänge der Außenbemalung von Gebäuden werden in Ägypten vermutet. Weitere Beispiele gibt es im klassischen Griechenland. Zeugnisse aus der römischen Zeit sind z.B. in Pompeji, Stabiae oder Rom zu bewundern. Im europäischen Mittelalter (Oberitalien) schmücken meist einfache ornamentale Muster die Außenwände. Sie werden nach und nach aufwändiger (Fugenmalerei, Rautenmuster und auch Bilder, zumeist Darstellungen biblischer Motive oder von Heiligen). Außenwände von Kirchen oder Kapellen, die an stark befahrenen Straßen stehen, wurden gern mit einem Bild des Hl. Christophorus geschmückt.
Außenfresken sind „sichtbare Bilder“, die eine Botschaft nach außen tragen. Dies machten sich weltliche und kirchliche Machthaber zunutze. Ein eindrucksvolles Beispiel in Österreich sind die Renaissance-Fresken an der Südseite des Schlosses Parz bei Grieskirchen (OÖ). Sie wurden im Auftrag des protestantischen Schlossherrn angefertigt und haben die Überlegenheit des Protestantismus über den Katholizismus zum Thema.
Aus den Ländern des christlichen Ostens sind die Moldauklöster im heutigen Rumänien für ihre Außenfresken besonders bekannt, vor allem die Klöster Putna, Sucevița, Moldovița, Arbore, Humor und Voroneț (siehe unten). Die Hintergründe für die Entstehung der bemerkenswerten Tradition in dieser Region im 16. Jahrhundert sind bis heute nicht restlos geklärt. Am häufigsten wird die Meinung vertreten, dass die nicht sehr großen Kirchen für die zahlreichen Besucher zu klein wurden. Um denen, die die Gottesdienste draußen mitfeiern mussten, Anregungen zur Betrachtung und zum Gebet zu geben, wurden die Außenmauern der Kirchen bemalt. Doch kann dies nicht der einzige Grund sein, denn die Tatsache, dass die Themen der Fresken nicht nur der Bibel, sondern auch den gottesdienstlichen Hymnen oder den Schriften der alten Mönchsliteratur entnommen sind, spricht dafür, dass die Malereien nicht ausschließlich als biblia pauperum geschaffen wurden. So ist neben Darstellungen der Wurzel Jesse, des Weltgerichtes, des Marienlebens oder des Hymnos Akathistos auch die Mönchsleiter des Johannes Klimakos zu sehen. Sogar theologisch dichte Kompositionen, die über die übliche Art und Weise der Bilderbibel weit hinausgehen, begegnen in den Bilderzyklen. Natürlich finden sich auch Darstellungen von Engeln, Heiligen, Mönchen und Propheten.
Eine weitere Eigentümlichkeit dieser Kirchen ist es, dass ihre Architektur stark von der Gotik geprägt ist, die Malerei sich hingegen am byzantinischen Stil orientiert, obwohl es im 16. Jahrhundert das byzantinische Reich schon längst nicht mehr gab. Die Tradition, die Außenwände von Kirchen mit Fresken zu bemalen, ist in der Orthodoxie auch heute noch lebendig.
Der Exonarthex der beiden byzantinischen Kirchen in der Benediktinerabtei Niederaltaich, das unweit der österreichischen Grenze in der Diözese Passau liegt und seit den 1930er-Jahren die byzantinische Tradition pflegt, ist ein aktuelles Beispiel für eine Außenmalerei nach orthodoxen Vorbildern. 2008 wurde die mit gemauerten Bögen organisch in den barocken Klosterbau eingepasste Vorhalle erbaut. Liturgische Verwendung findet sie etwa bei der Wasserweihe, bei der Litia im Rahmen der Vigil vor den Hochfesten und in der Feier der Osternacht. Die Ausmalung durch Elisabeth Rieder begann an der Stirnwand im Bogenfeld mit einer Darstellung der Deesis. Der erste aus sechs Feldern bestehende Zyklus des Hymnos Akathistos wurde im September 2015 fertiggestellt, der zweite im Jahr 2016. 2018/19 soll die Ausstattung des Exonarthex mit Fresken abgeschlossen sein.
Hanns Sauter
Sehr sehenswert: Bildergalerie auf der Website der Abtei Niederaltaich.