Am 2. Jänner 2022 wäre sie 100 Jahre alt geworden: Reg.Rat Alja Payer, die am 13. Februar 2008 in die ewige Heimat abberufen wurde und ab ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1982 „Seele“ und engagierte Mitarbeiterin im Hilfswerk „Catholica Unio“ (seit 1999 „Andreas-Petrus-Werk“) unter den Landessekretären Prälat Leonhard Lüftenegger (bis 1987) und Pfarrer Florian Buchmayr (bis zu seinem Tod am 25. Februar 2001) war. Wie sie selbst in ihren handschriftlichen Aufzeichnungen festhält, war es Anton Zollitsch, der in ihr das Interesse für den Christlichen Osten weckte. Sie lernte ihn als Kaplan ihrer damaligen Salzburger Wohnpfarre St. Elisabeth und als eifrigen Benützer der Bibliothek kennen, an der sie ihren Arbeitsplatz hatte. Über ihn schreibt sie, dass damals, (ab 1960 bis zu seinem allzu frühen Tod 1966) die Catholica Unio noch ein „kleines Pflänzchen“ war, „das er sorgsam hütete, um es zum Blühen zu bringen“. 20 Jahre später sollte sie selbst es sein, die an der Seite von Prälat Leonhard Lüftenegger wesentlich dazu beitrug, dass das „Pflänzchen“ neu aufblühte. „Du warst ein Stern in meinem Leben“, habe er kurz vor seinem Tod im Herbst 2006 noch am Telefon zu ihr gesagt. Die Worte sind in ihren Notizen dick unterstrichen. Damals war sie selbst bereits durch die Last des Alters stark in ihrer Tätigkeit eingeschränkt.
Sie freute sich riesig darüber, dass der Würzburger Verlag „Der Christliche Osten“ zum 100. Geburtstag von Patriarch Athenagoras im Herbst 1986 ihre erste große Monographie „Athenagoras – ein Friedensbringer aus dem Osten“ herausbrachte. Aber nicht nur aufgrund ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und der Redaktion des Rundbriefs über viele Jahre hinweg hat sie sich ein ehrendes Andenken verdient, sondern es ist auch einem von ihr gestifteten Fundus zu verdanken, dass bis heute Stipendiaten aus dem Christlichen Osten durch das Andreas-Petrus-Werk unterstützt werden können. Es ist vielleicht eine besondere Fügung, dass das Andreas-Petrus-Werk nun knapp vor ihrem 100. Geburtstag in die unmittelbare Nähe ihrer einstigen Wirkungsstätte übersiedelt ist – die damaligen Studienbibliothek, an der sie am 10. September 1945 ihren Dienst antrat.
Nicht nur, weil das hier abgebildete Foto im Sekretariat auf dem Mönchsberg entstand und somit nach dem Umzug an das Ende einer Epoche gemahnt, möchte ich den Rückblick auf Alja Payer und die Catholica Unio mit dem Ereignis beginnen, das hier im Bild festgehalten ist, sondern vor allem weil die Art und Weise, wie sie selbst es in ihren Aufzeichnungen schildert, schlaglichtartig ihre Persönlichkeit beleuchtet.
Univ.-Prof. Hans Paarhammer hatte als Hausherr und Präsident des IFZ auf ihre Anregung hin die Einladung zu dieser Begegnung anlässlich des 90. Geburtstags von Prälat Lüftenegger ausgesprochen, bei der ich in der Funktion, die er von 1967 bis 1987 innehatte, neben Univ.-Prof. Peter Hofrichter, dem Vorstand des Instituts für den Christlichen Osten (2001–2006), in einem kleinen Kreis teilnehmen durfte. „Für mich war das Treffen eine besondere Freude“, hält sie fest. Besonders das anschließende Beisammensein im Sternbräu „war einfach schön – ein Erlebnis. Soviel Fröhlichkeit hatte ich kaum noch erlebt. Unvergessen bleibt mir das Gespräch zwischen Prof. Paarhammer und Leonhard Lüftenegger. Der Frohsinn der beiden war hinreißend!“
Im Jahr 1999 organisierte Frau Payer die Ausstellung zum Gedenken an die Gründung der Catholica Unio durch P. Augustin von Galen vor 75 Jahren in der Universitätsbibliothek Salzburg, 2000 nahm sie großen Anteil an der schweren Erkrankung von Florian Buchmayr, der nicht mehr zur Generalversammlung der Catholica Unio nach Chur im Herbst 2000 mitfahren konnte, aber noch beim Festakt zur Gründung des Instituts für den Christlichen Osten (in Anknüpfung an den seit 1961 bestehenden Ostkirchenschwerpunkt des IFZ) in der Edmundsburg am 19. Jänner 2001 anwesend war. Als das Sekretariat des Andreas-Petrus-Werks auf meinen Vorschlag hin – ich hatte ab Juni 2001 im Auftrag von Erzbischof Georg Eder die durch den Tod von Florian Buchmayr vakant gewordenen Agenden des Sekretariats übernommen – vom Referat für Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg, wo es seit Lüfteneggers Zeit angesiedelt war, in das neu errichtete Institut übersiedelte, nahm sie regen Anteil.
Bevor es ihr nach 2004 kaum mehr möglich war, Termine in der Öffentlichkeit wahrzunehmen, erlebte sie noch einige Höhepunkte, die ihr kostbar waren. So am 25. Jänner 2002 einen schönen Festakt zu ihrem 80. Geburtstag, zu dem Erzbischof Georg Eder eingeladen hatte und bei dem ihr die Sammlung von Aufsätzen über Kaiserinnen aus Byzanz, die sie in der Zeitschrift „Der Christliche Osten“ publiziert hatte, in Buchform überreicht wurde, und – nach einem Schenkelhalsbruch im März 2003 ein „gewagter Ausflug“ – die Jahreskonferenz des Andreas-Petrus-Werks am 6. Juni 2003 sowie in Anwesenheit des neuen Nationalpräsidenten Erzbischof Alois Kothgasser die Konferenz am 28. Mai 2004 in der Edmundsburg.
Ihr letzter und wohl kostbarster Auftritt fand am 22. Juni 2004 im Erzbischöflichen Palais statt. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. war zu Besuch in Salzburg und sie durfte bei dieser Gelegenheit ihren Aufsatz über den Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I., ihr Buch über den Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. und das Buch über die byzantinischen Kaiserinnen überreichen. Den Wortlaut des Begleitschreibens hat sie in ihren Aufzeichnungen überliefert:
„Eure Heiligkeit! Mit ehrerbietigem Gruß gestatte ich mir, Ihnen beigelegte Schriften zu überreichen. Sie sind Ausdruck meiner hohen Wertschätzung für die Ostkirche, im besonderen für das Ökumenische Patriarchat. 1982 durfte ich im Phanar an einer Audienz von Patriarch Dimitrios teilnehmen. Heute habe ich die große Ehre und Freude, Eurer Heiligkeit persönlich begegnen zur dürfen.“
Und sie fügt in ihren Notizen hinzu: „Ich danke dem lieben Gott für diese Stunde.“
Nur ein kleiner und von der persönlichen Begegnung mit Frau Reg.Rat Alja Payer geprägter Einblick ist in diesem Rahmen möglich. Weitere Hinweise zur Würdigung ihres reichen Lebenswerks und speziell zu ihrem Engagement für die Catholica Unio finden Sie in den Nachrufen in der Beilage zum Rundbrief 2008/1 und „Der Christliche Osten“ Jg. 63 (2008) Seite 132-140. Zur Geschichte der Catholica Unio Österreich siehe auch Näheres hier auf unserer Website. Die von ihr handschriftlich zusammengefassten Bändchen unter dem Titel „Lebenserinnerungen“ und „25 Jahre Catholica Unio Juni 1982 bis Juni 2007“ liegen wie ein Teil ihres Nachlasses im Archiv der Erzabtei St. Peter auf. Ihr Vater Edgar Payer (geb. 1894 in Wien), Finanzbeamter zunächst in Zell am See, dann in Salzburg, und ihre Mutter Hildegard Nadscheradetz (geb. 1897 in Brünn) gaben einander am 4. Oktober 1920 in der Stiftskirche von St. Peter das Jawort. (Gottfried Glaßner OSB)