Der plötzliche Tod des ehrenamtlichen Pressereferenten und Gründers des „PRO ORIENTE Informationsdienstes“ Erich Leitenberger im Jänner 2021 und die pandemiebedingten Einschränkungen wurden zum Anlass, darüber nachzudenken, wie es mit der Tätigkeit im Dienst der Ökumene mit den Ostkirchen, der PRO ORIENTE aufgetragen ist, weitergehen kann. Nach außenhin sichtbares Signal für das Ergebnis der Neuaufstellung ist ein neues Logo, das erstmals die Herbstausgabe des Magazins zierte: Es macht sichtbar, dass es keine geografisch getrennten Räume der Ost- und Westkirche mehr gibt, sondern dass sich die Traditionen in Folge von Flucht- und Migrationsbewegungen heute wechselseitig durchdringen. Es geht darum, den Erdkreis als Ganzen – das griechische Wort „Oikumene“ bezeichnete in der Antike die gesamte bewohnte Welt – in gemeinsamer konfessionsübergreifender Arbeit zu bewahren.
Seit 1. Juni 2021 kümmert sich die aus Bethlehem stammende evangelische Theologin Dr. Viola Raheb schwerpunktmäßig um Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. „Ihre profunden Kenntnisse des östlichen Christentums, insbesondere in den Ländern des christlichen Ostens, ihre theologische Kompetenz und ihr langjähriges Engagement für die Ökumene auf höchsten Ebenen bereichern und ergänzen unser Team und unsere Arbeit…“, schreibt Generalsekretär Bernd Mussinghoff im PRO ORIENTE Magazin 2022/1, in dem, redigiert von Georg Pulling, weitere Neuerungen und Vorhaben nachzulesen sind. Ein „Freundeskreis“ wurde eingerichtet, dem inzwischen mehr als 100 „Förderer“ angehören. Vor allem aber gibt es die Möglichkeit, einen mehrmals pro Woche in zeitgemäßem Layout erscheinenden, sehr empfehlenswerten kostenlosen Newsletter zu abonnieren.
Präsident Alfons M. Kloss hebt die „föderale“ Arbeitsweise hervor, die im Zusammenwirken der Stiftung mit den regionalen Sektionen in Salzburg, Graz und Linz zum Ausdruck kommt. Sie bereichern, entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte und ihres speziellen Charismas, das Profil von PRO ORIENTE, so etwa bei ökumenischen Begegnungsreisen gemeinsam mit den Mitarbeiter/innen des Generalsekretariats.
Eine besonders prägende und auch heikle Mission wagte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Funktion als Vorsitzender des Kuratoriums von PRO ORIENTE Anfang Oktober 2021. Auf Einladung des syrisch-orthodoxen Patriarchen Aphrem II. besuchte er gemeinsam mit Präsident Alfons M. Kloss und Prof. Dietmar W. Winkler Damaskus, Ma’arat Saydnaya, Ma’alula und die vom Krieg besonders betroffene Stadt Homs, wo die Delegation an einem ökumenischen Friedensgebet in der syrisch-orthodoxen Kathedrale teilnahm. Einmal mehr zeigte sich, wie wichtig das Zeugnis der Christen für den Zusammenhalt in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft ist. Als beklemmend erlebte man allerdings die Erfahrung, dass die westlichen Wirtschaftssanktionen vor allem die Armen treffen und dass die Angehörigen der jüngeren Generation ausnahmslos das Land verlassen wollen.
Kardinal Schönborn:
Frieden für Syrien ist eines meiner besonderen Gebetsanliegen. In Homs habe ich vom dortigen Metropoliten Timotheos einen Kelch geschenkt bekommen. Er bekam ihn von einem Muslim, der ihn auf dem Schwarzmarkt als Raubgut erkannt und gekauft sowie anschließend dem Bischof als Zeichen der Versöhnung und Solidarität geschenkt hat. Und Bischof Timotheus hat ihn mir geschenkt. Ich feiere jeden Tag die Messe mit diesem Kelch und denke ganz bewusst an die Menschen in Syrien. Wenn ich so das Geheimnis der Erlösung feiern darf, dann ist damit die Bitte verbunden, dass die Erlösung wirklich auch diesem Land zukommt.